Von Johann Kohler
Horgau. Jeweils an den Wochenenden, hängt der Himmel über dem Rothtal zwischen Horgau und Zusmarshausen voll mit Gleitschirmen und Flugdrachen. Da es im Flachland keine natürlichen Erhebungen zum Start dieser Fluggeräte gibt, starten die Flugsportler von einem der zwei im Jahre 1994 vom Luftfahrtbundesamt und der unteren Naturschutzbehörde genehmigten Fluggeländen auf Auerbacher Flur. Beantragt hatte die Genehmigungen der drei Jahre vorher gegründete
„ Para-Air-Augsburg West“ mit Sitz in Horgau.
Jetzt 25 Jahre später, konnte der rührige Verein mit seinem ersten Vorsitzenden Engelbert Kohler, im Kohler-Stadl in Auerbach auf ein Vierteljahrhundert zurückblicken. Zum Feiern waren neben Bürgermeister Thomas Hafner, Altbürgermeister Franz Fischer, Gemeinderäten auch viele Grundstückbesitzer erschienen, ohne deren Bereitschaft das Fliegen im Rothtal nicht möglich wäre. Zum Schleppen mit der Winde wird eine Gerade von 1000 Meter benötigt und diese gehören Landwirten, die die Benützung ihrer Felder schon seit 22 Jahren ohne finanzielle Forderung erlauben. Kohler dankte den Grundstücksbesitzern, den Anliegern und auch der Gemeinde Horgau für ihr Entgegenkommen. Im Gegenzug beteiligt sich der Verein bei der alljährlich von der Kommune organisierte Flursäuberungsaktion, denn so Kohler schmunzelnd, „ wir sehen von oben die versteckten Ecken mit illegal entsorgten Müll“. Dies nahm Bürgermeister Thomas Hafner zum Anlass, dem Verein für ihre Aktivitäten zu danken und nannte den Flugbetrieb eine Bereicherung für Horgau.
Kohler ging in seiner Rede auf die Entwicklung des Flugsportes im Allgemeinen und auf die Aktivitäten des eigenen Vereines ein. So startete im April 1974 mit Mike Hacker der erste Drachenflieger in Deutschland vom Gipfel der Zugspitze. Dieses Ereignis faszinierte den Horgauer Willi Hagenbusch, der wenige Monate später selbst einen Drachen baute und zusammen mit Hacker die ersten Flugversuche in den Bergen unternahm. Er entwickelte zusammen mit weiteren Flugbegeisterten eine Motorwinde und starteten dann um Fahrtkosten zu sparen und die Umwelt zu schonen vom nahen Seilerberg in Lindgraben aus. Dies rief ab 1988 auch eine Reihe von Gleitschirmfliegern auf den Plan die an der Erhöhung ihr kurzes Flugglück versuchten und sich am 17.3.1992 zu einem eingetragenen Verein, dem Gleitschirm- und Drachenflugverein Horgau, zusammenschlossen. In der Folgezeit wurde eine große Winde angeschafft und mit dem Gleitschirmwindenschlepp in Auerbach begonnen. So wurden vom Fluggelände aus Höhen bis knapp 3000 Meter und der Streckenrekord beträgt 120 Kilometer und führte in die Nähe von Stuttgart. Der Durchschnitt der Flugzeit von Auerbach aus beträgt eine Stunde und nicht selten sind bis zu zehn Gleitschirmflieger gleichzeitig in der Luft. Aber auch bei überregionalen Meisterschaften und Wertungsflügen im In- und Ausland sind rund 30 Piloten von Para-Air-Augsburg-West mit dabei. So beteiligten sich heuer an der deutschen Streckenflugmeisterschaft nicht weniger als 4.800 deutsche Gleitschirmflieger unter ihnen der Horgauer Robert Haugg, der auf den hervorragenden fünften Gesamtrang kam. Dazu waren zwei Flüge mit je 230 Kilometer und je zehn Stunden Flugzeit erforderlich. Die Flugroute, bei der Höhen bis 4.500 Meter erreicht wurden, begann in Antholz und führte über den Großglockner, Sterzing, Cortina d`Ampezzo zurück zum Ausgangsort.
Kohler hob auch das gute Verhältnis zum Ellerbacher Flugverein hervor, die mit einer Abordnung zum Jubiläum erschienen waren und dankte vor allem Mitglied Rainer Straller für den tollen Filmvortrag über die Anfänge des Drachen- und Gleitschirmfliegens und den Aktivitäten von Para-Air-Augsburg.
Alle Freunde des Fliegens können die DVD in der Horgauer Bücherei ausleihen und dann den faszinierenden Sport vom Wohnzimmersessel aus genießen. koh.